Verantwortung ist der ethische Wertbegriff für unsere Zeit. Vergleicht man seine Häufigkeit mit einem anderen Schwergewicht – dem Begriff der Gerechtigkeit – so wird deutlich, welche „Karriere“ der Begriff hingelegt hat.
Er hat damit den Begriff der Pflicht und der Pflichten weithin ersetzt. Das ist so plausibel wie aufschlussreich. Pflichterfüllung reicht nicht mehr. In immer mehr Bereichen sind wir mit nicht voraussehbaren Anforderungen konfrontiert. Wir werden immer häufiger genötigt, uns zu entscheiden und Position zu beziehen. Nehmen wir das Beispiel Gesundheit und Medizin. Hier haben die beiden großen Kirchen das Problem schon 1990 sehr genau formuliert:
„Der Fortschritt der Medizin rückt vieles von dem, was einst schicksalshaft hinzunehmen war, in den Bereich menschlicher Planung und damit menschlicher Verantwortung.“
So eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD von 1990 anlässlich einer Stellungnahme zum Thema Organtransplantation. Angesichts der allgemeinen Zunahme des Drucks, individuell Verantwortung zu übernehmen, sinkt möglicherweise die Bereitschaft dem Kinderwunsch nachzugeben und in traditioneller Weise Verantwortung für eigene Kinder zu übernehmen.
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